Pecanac Vesna

Dipl.-Ing.Foto Pecanac Vesna 

Forum Technik und Gesellschaft Förderpreisträger 2014
Kategorie Master-/Diplomarbeiten
2. Preis

Titel
Ephemera.Kinderhospiz im interkulturellen Kontext
Kurzfassung
Das Hauptthema meiner Diplomarbeit ist die Rolle der Architektur in den politischen Ereignissen einer Gesellschaft und ihre Wirkung auf die Identität und das Verhalten zweier Nationen, die sich in einem Jahrhunderte währenden Konflikt gegenüberstehen. Ich möchte die Frage stellen, ob die gebaute Welt einen positiven Einfluss in einem Prozess der Konfliktlösung und Versöhnung ausüben kann und ob man Architektur als potenziellen Friedensstifter betrachten kann. Die Grundidee meiner Arbeit ist es, dass Menschen, die mit der existentiellen, extremen und tragischen Situation konfrontiert sind, das eigene Kind verlieren zu müssen, durch intimen und persönlichen Umgang und den alltäglichen Aktivitäten im Kinderhospiz „Ephemera“ in Kontakt kommen und zueinander finden können. Angesichts der schmerzlichen und traurigen Umstände könnten gefasste Vorurteile und persönliche Feindschaften überwunden und eventuell Gemeinsamkeiten gefunden werden. Das Kinderhospiz, in dem ein ganzheitlicher Therapieansatz und professionelle Sterbebegleitung für die kleinen Patienten und deren Familien angeboten wird, bildet dabei die architektonische Kulisse. Es ist nicht mein Ziel, eine luxuriöse Oase oder Spa-Welt zu schaffen, sondern das Leiden und den Schmerz während des Sterbeprozesses für die Betroffenen erträglicher zu machen. Das architektonische Ambiente, das Raumkonzept, unterschiedliche Inhalte und die notwendige medizinische Unterstützung im Hospiz soll den Kindern eine liebevolle, geborgene, phantasievolle und schmerzfreie Zeit vor dem Verlassen der Welt ermöglichen. Meine Arbeit ist vom utopischen Gedanken getragen, einen Ort der Begegnung und des Abschieds zu schaffen, an dem die Beteiligten sich auf einer anderen Ebene begegnen können und der festgefahrene, alltägliche, politische Konflikt in den Hintergrund rückt. Der Tod nimmt keine Rücksicht auf Herkunft, Kultur, Religion oder politische Einstellung. Vor ihm sind alle Menschen gleich.
persönliche Begründung der gesellschaftlichen Relevanz
Jeden Tag sterben weltweit ca.500 Menschen durch gewalttätige Konflikte und Krieg. Durch meine persönliche Erfahrung im multinationalen Krieg am Balkan in den 90er Jahren wurde mir klar wie ein derartiger Konflikt gewaltige soziale, kulturelle, wirtschaftliche und vor allem seelische Konsequenzen für eine Gesellschaft und ihre existenziellen Hauptstrukturen hat. In meinem Projekt versuche ich die Essenz eines Konfliktes auf Ebene des menschlichen Mitgefühls und gegenseitigen, liebevollen Respekts zu behandeln und der tief in Traditionen verwurzelten Ablehnung und Vorurteilen entgegenzustellen. Gleichzeitig dient das Projekt als Plattform für die Zeit der Sterbebegleitung in der Korrelation zwischen Pflegenden, der Familie und dem sterbendem Kind, nach wie vor ein Tabuthema in der heutigen Gesellschaft. Es behandelt Leben und Tod in einem multikulturellen Kontext und stellt die gemeinsame Erfahrung von Trauer und Verlust über die Gegensätze. So greift meine Arbeit zwei wichtige gesellschaftliche Themen auf und versucht neue Lösungsansätze in den Diskurs einzubringen. Ich habe die Hoffnung, dass meine Arbeit einen kleinen Beitrag zu einem friedlicheren Zusammenleben leisten kann.