Die Größen der Technik

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Carl von Linné

Die Sache mit dem Namen
Carl Nilsson Linnaeus kommt am 13. Mai 1707 als erstes von 5 Kindern des Geistlichen Nils Ingemarsson Linnaeus und seiner Frau Christina in Råshult zur Welt und wächst in Stenbrohult in der Provinz Småland auf. Viele Biographien führen auch den 23. Mai an, es ist eine Frage des Kalenders: In Schweden war zu dieser Zeit der julianische gültig, das entspricht dem 13. Mai auf dem Taufschein und dem 23. Mai auf heutigen Gedenktag-Kalenderabreißblättern. Auch der Name ist schwierig: den heute in Schweden und im deutschsprachigen Raum gebräuchlichen Namen "von Linné" nimmt er erst 1757 mit der Nobilitierung an. In den meisten anderen Ländern ist er als Carl Linnaeus bekannt.

Es ist auffällig, dass die einzigen Schweden unserer Wissenschaftlerauswahl an der Alten Technik beide einen latinisierten Namen haben und beide aus einer Familie von Geistlichen stammen. Latinisierte Namen sind ein besonderes Merkmal protestantischer Humanisten. Da die Korrespondenz unter Gelehrten häufig in Latein als lingua franca geführt wurde, war es praktisch, wenn auch die Namen nach den lateinischen Grammatikregeln dekliniert werden konnten. Das gibt einen Hinweis auf die hohe Bildungsbeflissenheit der Protestanten.

Den Namen Linnaeus hat der Vater angenommen. Er ist eine Latinisierung der schwedischen Bezeichnung für Linde, linn. Carls Vater hat dieses Kognomen nach dem Vorbild seiner beiden Onkel gewählt, die zu Beginn ihres eigenen Theologiestudiums die lateinische Bezeichnung für Linde, tilia, die auf dem elterlichen Bauernhof stand, als Anregung für ihren Humanistennamen Tiliander gewählt hatten.

Frühes Interesse für Pflanzen

Linnaea borealis. ("aus dem Norden kommend"). Das Moosglöckchen ist zu Ehren Linnés die Landschaftsblume Smålands, obwohl sie dort nur selten vorkommt, sondern im Nadelwaldgürtel Norrlands beheimatet ist.
Der kleine Carl wird schon im Garten des biologisch interessierten Vaters mit ungewöhnlichen Pflanzen bekannt gemacht. Zuerst erhält er Privatunterricht, dann besucht er das Gymnasium in Växjö. Nach dem Wunsche des Vaters soll er Pfarrer werden, weist aber in den theologisch bedeutsamen Fächern nur schwache Leistungen auf, brilliert jedoch in den Naturwissenschaften, Mathematik und Latein. Der Arzt Johan Stensson Rothman, ein Freund seines Vaters, erkennt Linnés Talent für die ärztliche Laufbahn und fördert den jungen Mann. Er weist ihn auch auf das Pflanzenklassifizierungssystem Joseph Pitton de Tourneforts und auf die Schrift von Sébastien Vaillant zur Sexualität der Pflanzen hin.

Über Vermittlung seines Privatlehrers kann Linnaeus an der Universität Lund inskribieren, setzt nach einem Jahr sein Studium auf Empfehlung Rothmans jedoch an der Universität Uppsala fort, wo später auch Berzelius studieren wird. Diese beiden Universitäten sind lange Zeit die einzigen in Schweden, sind jedoch beide schlecht ausgestattet. Von den etwa 500 Studenten in Uppsala studieren nur 10 Medizin. Das große Feuer 1702 hat drei Viertel der Stadt zerstört. Das Medizinstudium hat sich seit Rothmans Zeiten sehr verschlechtert, es gibt keinen Sezierkurs, kein chemisches Labor und keinen klinischen Unterricht

Der Student Carolus Linnaeus legt 1729 eine kleine Schrift über die Sexualität der Pflanzen vor, Praeludia Sponsaliorum Plantarum. 1730 folgt die erste Fassung seines Katalogs der Pflanzen im Botanischen Garten von Uppsala, wo er eine Anstellung hat, die noch nach dem Klassifizierungssystem Tourneforts angeordnet ist. Linné zweifelt aber immer stärker an der Richtigkeit dieses Systems und ordnet im Juli 1831 die endgültige Fassung dieses Katalogs nach seinem eigenen 24klassigen System.

Erste Exkursionen nach Lappland und Dalarna

Carl Linné hat sich gern in lappischer Tracht malen lassen, hier von Martin Hoffmann 1737
Die gängige Praxis der Wissenschaftsfinanzierung durch die öffentliche Hand wurde wahrscheinlich in Schweden erfunden: Linné plant eine Expedition ins damals noch größtenteils wenig bekannte Lappland und sucht bei der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala um Finanzierung an. Erst als er Monate später sein Gesuch um ein Drittel reduziert, wird ihm das Geld gewährt. Die Reise dauert 5 Monate und ist wissenschaftlich gesehen eine Enttäuschung, weil die Akademie nur wenige Seiten publiziert und sein Buch Flora Lapponica erst fünf Jahre später in Amsterdam herauskommt.

Sein Leben nimmt eine entscheidende Wendung, als er eingeladen wird, den Jahreswechsel 1733/34 in der Familie seines studentischen Freundes Clas Sohlberg in Falun zu verbringen. Der Vater ist Mineninspektor, und Linné verbringt Wochen damit, die Arbeit im Berg zu studieren. In Falun organisiert er für den dortigen Provinzgouverneur Nils Reutersholm eine Erkundungsreise durch die Provinz Dalarna (nördlich von Stockholm), ähnlich seiner Lapplandexkursion. Zweck der siebenwöchigen 5000 Kilometer-Tour ist es in erster Linie, die Bodenschätze der Region aufzunehmen, aber auch die Pflanzen und Tiere zu katalogisieren.

In Falun trifft er auch mit Sara Lisa Moraeus zusammen, der Tochter des dortigen Kreisarztes. Die Verlobung wird rasch beschlossen, aber die väterliche Bedingung für eine Hochzeit ist, dass er erst seinen Doktortitel erwirbt und die Familie ernähren kann.


Ein Lappe trägt sein Boot. Der junge Carl hat offenbar einen Blick für Komik. Die Skizze stammt aus Linnaeus´ Reisetagebuch 1732
So findet man für ihn auch eine Möglichkeit hierzu, was ihm aufgrund seiner angespannten finanziellen Situation – Linné hat sich mit seiner Lappland-Exkursion finanziell überhoben – bisher nicht möglich war: Er wird Clas Sohlberg als Lehrer nach Holland begleiten und dort promovieren. Man kann zu dieser Zeit nämlich in Schweden kein Doktorat in Medizin abschließen, sondern muss sich dazu an eine ausländische Universität begeben. Dies ist aber sehr teuer. Außerdem müssen schwedische Studenten, die im Ausland studieren wollen, ein Theologie-Examen vorweisen, um einen gültigen Pass zu bekommen. Gleichzeitig wird ein Stammbuch angelegt, eine Sammlung von Empfehlungsschreiben einflussreicher Männer, um ihm Eintritt in die ausländische Gelehrtenwelt zu verschaffen.

Holland
Über Växjö, wo sie den alten Freund Rothman besuchen, reisen die beiden Gefährten auf dem Seeweg über Hamburg nach Amsterdam, von wo Linné dann gleich weitersegelt in die kleine Universitätsstadt Harderwijk, sich noch am selben Tag ins Album Studiosorum einträgt, dann eine Prüfung als Candidatus besteht und seine mitgebrachte Dissertationsschrift Hypothesis nova de febrium intermittentium causa einreicht. Auch die Disputation ist binnen weniger Tage erledigt, und am 23. Juni 1735 empfängt Carl Linnaeus den Doktorhut und einen goldenen Ring aus der Hand seines Prüfers Jan de Gorter.





Doktor Linnaeus besucht auf seiner Reise viele Wissenschaftler und trifft auf viel Wohlwollen. Man möchte ihn gerne in Holland behalten und bietet ihm Arbeitsmöglichkeiten, so dass er, unterbrochen von kürzeren Reisen nach Cambridge, Chelsea und Oxford, drei Jahre dort bleibt, in denen er mehrere Bücher herausbringt. Eines davon ist Hortus Cliffortianus, in dem er in jahrelanger Arbeit 2536 Pflanzen im Garten und im Herbarium des reichen Bankiers George Clifford in Hartecamp klassifiziert.




Zwar wird Linné eingeladen, sich in Holland niederzulassen, aber er lehnt ab und reist über Frankreich wieder heim. In Paris lernt er durch ein Empfehlungsschreiben den Botaniker Bernard de Jussieu kennen, Aufseher des Jardin de Roi, in dem auch Lavoisier Studien betreiben wird. Jussieu ist Anhänger von Tournefort (an dessen Klassifizierungsmodell ja Linné bereits als Student so stark gezweifelt hat, dass er seine eigene Taxation herausgegeben hat), besucht mit seinem schwedischen Gast verschiedene botanische Gärten und empfiehlt ihn als korrespondierendes Mitglied der Académie des Sciences.




Schweden – Der steile Weg nach oben

Stich von Ehrensvard 1740
Zurück in Schweden, eröffnet Dr. med. Carl Linnaeus 1738 eine Arztpraxis in Stockholm. Zunächst ist es nicht leicht für ihn, Patienten zu bekommen, aber als sich herumspricht, dass er einen jungen Mann vom Tripper heilt, hat er plötzlich Kunden. Seine Hustenkur für die schwedische Prinzessin Louise Ulrike, Schwester Friedrichs des Großen, trägt ihm eine Ernennung zum Admiralitätsphysikus ein. Dadurch lernt er Carl Gustaf Tessin kennen, einen der einflussreichsten Männer Schwedens, der ihn einlädt, in seinem Palast Tür an Tür zum königlichen Palais zu wohnen. Ein neuer Freund ist auch Mårten Triewald, der Linnaeus als seinen Nachfolger als Dozent am Bergamt installiert. Über Triewald kommt er auch in das "Kick-off-Team" der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften wird ihr erster Präsident, der allerdings satzungsgemäß das Amt niederlegen muss, nachdem die Gründungsphase vorbei ist, also nach wenigen Monaten.

Nun hat also Carl alle Auflagen seines zukünftigen Schwiegervaters erfüllt und darf am 26. Juni 1739 Sara Elisabeth Moraeus heiraten, mit der er fünf überlebende Kinder hat. Der Sohn Carl tritt in die Fußstapfen des Vaters, übernimmt auch seinen Lehrstuhl in Botanik an der Universität Uppsala und stirbt kinderlos bereits mit 42 Jahren. Die Töchter erhalten keine höhere Schulbildung.


Professor Carolus Linnaeus, der Botaniker
Als 1740 sein alter Botanik-Professor stirbt, bewirbt sich Linnaeus um die Nachfolge, bekommt die Stelle aber nicht. Im Jahr darauf jedoch wird er zum Professor für Medizin an seine alma mater berufen. Es gelingt ihm, den Lehrstuhl zu tauschen, und so ist Carl Linnaeus ab Ende 1741 Professor für Botanik an der ehrwürdigen Universität zu Uppsala. Hierzu gehört auch die Besorgung des Botanischen Gartens, der sich seit dem großen Brand von 1702 in einem beklagenswerten Zustand befindet. Linnaeus lässt neue Gewächshäuser anlegen., und die Familie zieht ins Haus des verstorbenen Professors, das im Garten selbst gelegen ist. Im selben Jahr wird er vom schwedischen Parlament mit einer Expedition auf die östlich vorgelagerten Inseln Öland und Gotland betraut, die die Exploration wirtschaftlich nutzbarer natürlicher Ressourcen zum Inhalt hat. Weitere Expeditionen nach Westergötland und Skåne folgen.

Für seinen botanischen Garten bekommt er Zusendungen von Samen, Pflanzen und Tieren aus der ganzen Welt, auch einen grünen Teestrauch aus China über Vermittlung der Zarin Katharina der Großen. Es ist die erste Teepflanze in Europa, wie Linnaeus auch der erste war, der in Europa eine tragende Bananenstaude gezogen hat, und zwar im holländischen Hortus Hartecampensis.

Die Temperatur im Wärme-Haus und im Dampf-Haus wird permanent mit einem Thermometer überprüft, das Linnaeus 1743 vom besten Instrumentenmacher Schwedens in Stockholm anfordert und im Dezember 1745 geliefert bekommt. Thermometer sind zu dieser Zeit rare und teure Geräte, ihr Preis entspricht dem einer guten Jagdwaffe. Die Grad-Einteilung ist so wie wir sie heute kennen: Der Gefrierpunkt des Wassers ist bei 0 Grad, der Siedepunkt bei 100 Grad. Anders Celsius hingegen, der Erfinder der Skalierung zwischen diesen beiden Naturkonstanten, hat ursprünglich den Nullpunkt beim Siedepunkt angesetzt und 100 Grad beim Gefrierpunkt, was einem bei der Wetterbeobachtung die plus/minus-Vorzeichen spart. Linnaeus´ Einteilung war für seine Zwecke besser geeignet, weil zur Pflanzenzucht Temperaturen gegen Null nicht vorkommen dürfen und daher auch nicht mehr gemessen werden brauchen. Außerdem kann man mit dieser Einteilung auch den Schmelzpunkt von Metallen besser darstellen. Die heutige Richtung von Anders Celsius´ Skala für die Temperaturmessung stammt also von Linnaeus.


Professor Carolus Linnaeus, der Lehrer
Linnaeus ist ein begnadeter Lehrer und umjubelter Professor. Er liest nicht nur über die Sexualität der Pflanzen, sondern auch sehr detailliert und vielleicht schon am Rande der Zotigkeit über die des Menschen (Die Übersetzung seiner ersten Publikation 1729 lautet: Vorspiele pflanzlicher Begattungen). Die Tagesexkursionen, die er in der Umgebung von Uppsala abhält, werden von mehreren hundert Studenten besucht – auf ein Mal. Er empfängt auch viele Studenten in seinem Privathaus und veranlasst, dass 17 von ihnen auf Expeditionen in praktisch unbekannte Weltgegenden mitfahren können. Auf Schiffen der schwedischen Ostindien-Kompanie gibt es einen Fixplatz für einen Arzt und (oder) einen Geistlichen, der immer wieder von einem von Linnés Studenten eingenommen werden kann. Zwei von ihnen begleiten sogar James Cook auf einer Südseeexpedition.


Diese Studenten sind für Linné in zweifacher Hinsicht wichtig: Sie tragen seine Lehre und Erkenntnisse in die hintersten Winkel der Welt und bringen ihm von dort Proben, neue Pflanzen und Samen für den Botanischen Garten mit. Er hat sie seine "Apostel" genannt, was tiefe Blicke in sein Ego zulässt.



Der Ehrgeiz und wohl auch die wissenschaftliche Eitelkeit Linnés ist grenzenlos. Sein Wahlspruch Famam extendere factis ("den Ruhm durch Taten verbreiten") schreibt er oft in die Stammbücher seiner Schüler. Sein Kollege Ritter Ihre, der das Prahlende nicht mag, schreibt dann auf die gegenüberliegende Seite: Non magna sunt, quae tument, ("Schwulst ist keine Größe"). Linné wird als schnell aufbrausend beschrieben, als jemand, der Schmeicheleien gerne hört und keinen Widerspruch duldet, angenehm in der Konversation ist, aber herablassend gegen Niedrigere. Es gibt annähernd 900 Portraits von Linné, als Gemälde, Drucke, Skulpturen oder Medaillen. Auch auf dem heutigen 100-Kronen-Schein ist Carl von Linné abgebildet.


Linné, der Taxonom
In der frühen Neuzeit werden viele naturwissenschaftliche Entdeckungen gemacht, und in diesem Zusammenhang wird das Sammeln von Pflanzen, Tieren und Mineralien, aber auch von technischen Spielereien und Kuriositäten, fast zu einer Modeerscheinung in der besseren Gesellschaft. Neu ist aber, dass man diese Sammlungen auch ordnen will. Eine Systematik muss also her.

Linné erkennt, dass eine mehrgliedrige Hierarchie einer übersichtlichen Ordnung zuträglich ist, nämlich regnum, classis, ordo, genus, species und varietas. Linné kommt schon als Student zu dem Schluss, dass sich Blütenblätter, Stempel und Staubblätter einer Blüte am besten zur Klassifikationsgrundlage eignen. Dieser Erkenntnis verpasst er einen schmissigen Namen (Preludia sponsaliorum plantarum), und schon ist er im Gespräch.

Im ersten seiner beiden Hauptwerke, Species Plantarum (1753), beschreibt Linné alle ihm bekannten Pflanzen. Er hat ja alle seine Exkursionen dokumentiert und die Ergebnisse im Anschluss jedesmal veröffentlicht. Hier sammelt er nun alles wieder zusammen, vereinigt es mit den Dokumentations- und Klassifikationsschriften über botanische Gärten und Anlagen, und ergänzt das mit Arbeiten an Herbarien wie dem aus Ceylon, das ein Reisender im 17. Jahrhundert aus etwa 600 Pflanzen angelegt hat und das ihm von einem Apotheker geschenkt wurde. Am Schluss dieser Arbeit sind es fast 7.300 Pflanzen, die Linné klassifiziert.


Physalis angulata L.
Das L. ist das botanische Autorenkürzel von Linné und bedeutet, dass die botanische Erstbeschreibung dieser Pflanze (in der modernen Taxonomie) von Linné stammt.
Das Neue an dieser Arbeit ist, dass Linné durchgehend jeder Pflanze dem Gattungsnamen noch ein Epitheton beifügt, also eine Artergänzung, so dass der Gattungsname durchgehend zweiteilig ist. Bislang war es üblich, als Artergänzung eine satzartige Umschreibung anzufügen, wie beispielsweise physalis amno ramosissime ramis angulosis glabris foliis dentoserratis, heute bekannt unter Physalis angulata. Das Art-Epitheton angulata bezieht sich auf die auffälligen Kanten des Kelches an der reifen Frucht. Es handelt sich übrigens um eine Blasenkirsche, einen Strauch, dessen Früchte in lampionförmigen papierähnlichen Hüllen stecken. Dem lateinischen Beschreiber war eher wichtig, dass dieser Strauch sehr viele Zweige hat, welche kantig sind, und dass seine kahlen (unbehaarten) Blätter einen sehr gezahnten Rand aufweisen. Diese binäre Nomenklatur eignet sich auch ganz vorzüglich zur Anerkennungsbezeugung verdienter Wissenschaftler oder zur Ehrung wichtiger Personen in Form eines Ehrentaxons. Linné nennt zu Ehren seines ersten Apostels Christopher Tärnström, der ihm aus China Proben mitbringen sollte und auf der Reise starb, eine Heidekrautart Ternstroemia.

Sein zweites Hauptwerk, Systema Naturae, kommt erstmals 1735 in Leyden heraus. Damals umfasst die Schrift nur wenige Blätter. Von besonderer Bedeutung ist die 10. Auflage, die 1758 erscheint und erstmals die von ihm erfundene binominale Nomenklatur in drei Bänden für die drei Reiche der Natur anwendet, das Tierreich, das Pflanzenreich und das Steinreich. Allerdings kommt es nicht zum dritten Band, auch sind Linnés chemische Kenntnisse für eine Systematisierung der Mineralien nicht ausreichend. Die zoologische Systematisierung Linnés basiert nicht auf der bislang üblichen aristotelischen Ordnung entsprechend der Lebensräume der Tiere, sondern auf physiologischen und morphologischen Merkmalen. Den Zoologen gilt der 1. Januar 1758 als Gründungstag der zoologischen Nomenklatur.

Linnés Zeitgenossen fassen seine Leistung in dem griffigen Spruch zusammen: "Gott hat die Welt erschaffen, Linné hat sie geordnet." Das ist auch heute noch gültig, denn die binäre Nomenklatur, die alle Organismen mit einem großgeschriebenen Gattungsnamen und einem kleingeschriebenen Artnamen bezeichnet, geht auf Linnaeus zurück. Zwar wird die Grundlage für die heutige Botanik vom natürlichen System Adolf Englers 1887 gebildet, weil die Anzahl der bekannten Pflanzenarten auf das Doppelte gewachsen war, aber die Art der lateinischen Doppelbezeichnung ist bis heute erhalten.

Linné ist bis zu seinem Tode, der den hochdekorierten Wissenschaftler nach mehreren Schlaganfällen am 10. Januar 1778 ereilt, von der Konstanz der Arten überzeugt: "Es gibt so viele Arten, als Gott am Anfang als verschiedene Gestalten geschaffen hat". Dies wird erst von Charles Darwin in seiner Schrift On the Origin of Species 1859 gesichert widerlegt.

Dieses Wappen hat Linné angelegentlich seiner Nobilitierung 1757 selbst entworfen. die drei Felder symbolisieren die drei Reiche der Natur (grün die Pflanzen, rot die Tiere, schwarz die Mineralien). In der Mitte ein Ei (omne animal ab ovo) Die Pflanze als "Helmzier" ist eine Linnaea borealis, Linnés Lieblingspflanze, die nach ihm benannt ist.